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Neue Anforderungen
durch die Energiewende

 

von Marco Rutter 

Der politisch gewollte Wandel der Energiewirtschaft erfordert auch aus der Perspektive der Feuerwehren eine Neubewertung von Gefahren und Risiken - gleich in mehrfacher Hinsicht: Bei der Versorgung mit elektrischer Energie, im Bereich der Mobilität oder bei der Beschaffenheit von Gebäuden. Insbesondere die Veränderungen im Bereich der Gebäude sind vielschichtig.

 

Dämmstoffe sind oft leicht entzündlich. (Foto: Feuerwehr Petershagen)

 

"Nichts ist so beständig wie der Wandel." Das Zitat des Philosophen Heraklit trifft auch auf die heutigen Anforderungen an die Feuerwehren zu: Ob es sich um gesellschaftliche, natürliche oder technische Veränderungen handelt, nahezu immer sind direkt oder indirekt auch Fragen des Brandschutzes oder der Hilfe in Not und Unglücksfällen davon berührt.

Bereits seit 2002 gibt die Energieeinsparverordnung (EnEV) auf der Grundlage der Ermächtigung durch das Energieeinspargesetz (EnEG) bautechnische Standards vor, um den Energieverbrauch von Gebäuden zu reduzieren. Mehrfach novelliert und an EU-Vorgaben angepasst, verschärfte die derzeit gültige EnEV 2009 die Anforderungen an Neubauten bezüglich des Jahres-Primärenergiebedarfs nochmals um 30 Prozent. Mit einigen Abschlägen gelten diese Anforderungen auch bei Sanierungen im Gebäudebestand. Mit dem bereits im Bundeskabinett beschlossenen Novellierungsvorschlag werden voraussichtlich in Kürze eine weitere Reduzierung des zulässigen Primärenergiebedarfs um 25 Prozent und eine erneute Verschärfung der Mindestqualität der Gebäudehülle in Bezug auf energetische Anforderungen in Kraft treten.

 

Nebenwirkungen der
Vorgaben zur Energieeinsparung

Diese Vorgaben führen zu deutlichen Veränderungen der Gebäudestruktur. Neben einer wachsenden Anzahl von Heizungs- und Lüftungssystemen und dezentralen Energieerzeugungsanlagen kommen verstärkt Materialien zur hermetischen Abdichtung von Fassaden- und Dachbereichen zum Einsatz. Wer Kälte aussperrt, sperrt im Brandfall aber auch Rauch und Wärme ein. Das hat zur Folge, dass sich sowohl das Brandverhalten eines Gebäudes als auch der Brandverlauf teilweise gravierend ändern. Entsteht in einem Objekt ein Brand, tritt aufgrund der Dichte der Gebäudehülle kaum Rauch nach außen.

Der Luft- und der Wärmeaustausch sind wirksam unterbunden oder zumindest stark eingeschränkt – das belegt auch die "Blower-Door"-Messung als EnEV-Nachweis im Rahmen der Endabnahme des Objektes. Der Brand wird deshalb unter Umständen erst deutlich später erkannt. Der gegenüber herkömmlichen Fensterflächen höhere Wärmewiderstand einer Dreifach-Isolierverglasung verhindert lange Zeit ein Durchbrennen und sorgt für ein Aufrecht erhalten des Raumabschlusses. Befinden sich Personen im Gebäude, werden daher zeitkritische Rettungsmaßnahmen schlimmstenfalls erst deutlich verzögert eingeleitet. Tendenziell früher tritt hingegen ein so genannter Flash over auf, der Übergang in die Vollbrandphase.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie im Heft 3/2013.


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