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Berlin: Die Berliner "Szene"
und ihr Verhältnis zum Tourismus

 

Das Regionalbüro Berlin-Brandenburg der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit lud im Juni zu einer Diskussionsveranstaltung, in der das Verhältnis der Berliner zum Tourismus thematisiert wurde. Vorangegangen war eine Veranstaltung der Friedrichshain-Kreuzberger Grünen mit dem provokanten Titel "Hilfe, die Touris kommen!", bei der Kreuzberger "Wutbürger" ihren Zorn auf Touristen, Hostels und Bars in ihrem Viertel ausdrückten. Damals war in der lokalen und internationalen Berichterstattung von "offener Fremdenfeindlichkeit" zu lesen.

 

"Berlin liebt dich nicht"-Aufkleber in Kreuzberg (Foto: ja)

 

In der Podiumsdiskussion "Fluch oder Segen? Tourismus in den Berliner Bezirken" der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit war der Ton versöhnlicher: "Wir sind froh, dass so viele Touristen nach Berlin kommen". Dazu passend hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung auf ein Hostelschiff im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eingeladen.

Die damalige Veranstaltung der Kreuzberger Grünen habe aber gezeigt, dass weite Teile der Berliner "Szene" den Tourismus ablehnen. Dies würden auch die überall im Stadtbild sichtbaren "Berlin liebt dich nicht"-Aufkleber zeigen. Viele Anwohner hätten angesichts wachsender Besucherzahlen Angst vor steigenden Preisen bei Mieten und in Gaststätten.

Gerhard Buchholz von der Agentur "visitBerlin" referierte über den Tourismus als wichtigsten Wirtschaftsfaktor Berlins. Die Nahrungsmittel- und Tabakindustrie sei in Berlin längst von ihrem ersten Platz verdrängt worden. Der Tourismus sei somit ein Segen für Viele und ein Fluch für Wenige.

 

Vorschriften müssten
nur umgesetzt werden

Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Landesverbands des DEHOGA, berichtete von den Auswirkungen der "Anti-Touristen-Debatte". Gastwirte und Hoteliers seien darüber erschrocken, wie es damals eine kleine Veranstaltung über Berichte in den Regionalzeitungen plötzlich bis in die internationalen Medien geschafft habe. Es wäre ja bei dieser Diskussion nicht um Befindlichkeiten der Berliner Bevölkerung gegangen, sondern um die eines kleinen Personenkreises. In den meisten Fällen gäbe es keine Probleme, wenn nur die bestehenden Vorschriften umgesetzt würden: "Berlin hat kein Tourismusproblem, sondern ein Umsetzungsproblem", sagte Lengfelder.

 

Florian Schärdel, Moderator Thomas Frey, Thomas Lengfelder und
Gumbert Salonek (Foto: ja)

 

Was kommt nach
der Diskussion um Touristen?

"Berlin darf sein gastfreundliches Image nicht verlieren", mahnte Gumbert Salonek, Mitglied der FDP-Gruppe in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg. Beruflich als Stadtführer tätig, warnte er vor zunehmender Fremdenfeindlichkeit in der Debatte: "Plötzlich sind an allen Problemen und Konflikten die Touristen - die Fremden - Schuld. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht durch übertriebene Diskussionen dem Berlin-Tourismus schaden."

Eine politische Steuerung von Tourismus sei aus seiner Sicht ohnehin nicht möglich: "Der Touristenpfad lässt sich nicht in eine andere Richtung lenken." Die Stadt könnte höchstens vorschreiben, ob und wo gebaut werden darf. Das Baurecht sei ja vorhanden und auch der Lärmschutz sei bereits geregelt.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie im Heft 4/2011.


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