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Kunsthistoriker weisen auf
Folgen der Energiewende hin

 

Der Verband Deutscher Kunsthistoriker sieht durch die Energiewende und den damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien mit neuen Windkraft- und Photovoltaikanlagen die historischen Kulturlandschaften Deutschlands erheblich bedroht. Im "Greifswalder Appell zur Beachtung der Denkmalwerte in der Landschaft bei der Errichtung neuer Photovoltaik- und Windkraftanlagen" des 32. Deutschen Kunsthistorikertages heißt es, die Wirkung zehntausender Denkmale im gesamten Bundesgebiet sei durch die Errichtung neuer Photovoltaik- und Windkraftanlagen in ihrem Wirkungsraum beeinträchtigt. "Inzwischen wurde mit dem Bau einer neuen Generation von Windkraftanlagen begonnen, deren Höhe nicht mehr wie früher um die 60 Meter, sondern bis zu 200 Metern beträgt. Sie werden damit deutlich höher als der Kölner Dom. Solche Anlagen sind in der norddeutschen Tiefebene über viele Kilometer sichtbar."

 

Windkraftanlagen bedrohen Kulturlandschaften (Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de)

 

Bereits heute sei beispielsweise die Silhouettenwirkung der Stadt Prenzlau in der Uckermark durch die umliegenden Windkraftanlagen nachhaltig gestört. Seit Jahrhunderten hätten hier der berühmte, weithin sichtbare Schaugiebel und die Türme der Marienkirche das Stadtbild geprägt. Nun würden die historisch gewachsenen Dimensionen durch Windkraftanlagen an der Stadtperipherie ignoriert. Diese Nutzbauten erreichen die Höhe der stadtbildprägenden historischen Denkmäler und übertreffen sie an manchen Stellen sogar. Dass damit eine massive Beeinträchtigung von Denkmalwerten verbunden ist, steht für die Kunsthistoriker außer Frage.

Der Verband betont ausdrücklich, dass sich seine Mitglieder nicht gegen die Energiewende stellen, sondern dafür plädieren, die Bedenken von Denkmalpflegern und engagierten Bürgern ernst zu nehmen, um weitere gravierende Beeinträchtigungen der historischen Kulturlandschaften zu verhindern.

Der Kunsthistoriker-Verband fordert:

    • die grundsätzliche Beachtung der kulturellen Werte als identitätsstiftende Bausteine der Kulturlandschaften in Deutschland,
    • das vollständige Freihalten der wertvollen historischen Kulturlandschaften von den genannten Anlagen,
    • die Einhaltung von Mindestabständen zwischen den Windkraftanlagen und den Denkmalen,
    • die Einbeziehung der Denkmalpflege als zuständiger Fachbehörde bereits im Vorfeld aller Planungsverfahren und ihre zureichende Ausstattung mit Personal.

Die sächsische FDP unterstützt den Greifswalder Appell. "Der deutsche Kunsthistorikerverband macht damit auf eine Gefahr aufmerksam, die insbesondere Regionen bedroht, die von touristisch bedeutenden Denkmälern oder Landschaften leben. Diese Warnung sollten wir ernst nehmen", erklärte der Generalsekretär der FDP Sachsen Torsten Herbst.

 

 


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