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Vergesst die Krise!
Warum wir jetzt mehr Geld ausgeben müssen

 

Von Paul Krugman. Frankfurt a. M. und New York (Campus Verlag) 2012; 272 Seiten, € 24,99. ISBN 978-3-593-39729-0.

Der Nobelpreisträger, Wirtschaftswissenschaftler und Kolumnist der New York Times Paul Krugman hat unter dem wohlklingenden Titel "Vergesst die Krise! Warum wir jetzt mehr Geld ausgeben müssen" einen neuen Debattenbeitrag zur Lösung der aktuellen Krise geliefert. Er behandelt in seinem Buch dabei nur am Rande die Eurokrise und bezieht sich stark auf die USA. Seine Rezepte sind aber universal.

 

 

Schon der Buchtitel verheißt Gutes: Mehr Geld ausgeben. Sparen bedeutet Verzicht. Geld ausgeben hat dagegen einen positiven Unterton und in diesem Sinne verkündet Krugman auch eine einfache Botschaft: Hört auf mit dem Sparen und fangt an, staatliche Investitionen vorzunehmen!

 

Düstere Darstellung des Ist-Zustands

Beim Lesen der ersten Seiten entsteht ein düsterer Eindruck. Geht es uns wirklich so schlecht? Ist die Krise schon so weit vorangeschritten? Die gewählten Worte und Beschreibungen sorgen dafür, dass den Leser ein ängstliches Gefühl beschleicht. Auf Seite 31 schreibt Krugman beispielsweise: "Doch es wäre töricht, die negativen Auswirkungen zu unterschätzen, die eine Dauerkrise auf demokratische Werte und Institutionen haben könnte." Dieser Beginn ist durchaus geschickt gewählt, denn so wird der Leser für die nachfolgenden Ausführungen leichter empfänglich sein.

Trotz dieser Düsternis gibt es laut Krugman einen Lichtblick: Einfach mehr Geld ausgeben. Für ihn haben die bisherigen Instrumente und auch Denkweisen versagt und es wird Zeit, sich wieder auf Keynes zu besinnen. "Wenn ich behaupte, dass die Ursachen unserer wirtschaftlichen Katastrophe trivial sind, dann heißt das nicht, dass die Krise aus dem Nichts kam. Genauso wenig behaupte ich, dass es politisch einfach sein wird, uns aus diesem Schlamassel zu befreien. Hinter der Krise stecken Jahrzehnte falscher Politik und falscher Theorien", erklärt Krugman auf Seite 36.

In Europa wird bisher mit Sparen und geldpolitischen Maßnahmen auf die Krise reagiert. Für Krugman ist dies genau der falsche Weg. Er analysiert, dass wir uns in einer Liquiditätsfalle befinden würden, in der das Geld für null Prozent zu erhalten ist. Die Zentralbank bleibt allerdings trotzdem auf dem Geld sitzen. Die Nachfrage ist für Krugman die entscheidende Größe zur Lösung der Krise. Sie kann nicht durch private und staatliche Sparmaßnahmen stimuliert werden, sondern durch Mehrausgaben: "In einer Zeit, in der Schuldner versuchen, mehr zu sparen und ihre Schulden zu bezahlen, muss irgendjemand das Gegenteil tun, also Geld aufnehmen und ausgeben, und dieser Jemand ist der Staat." (Krugman, S. 67).

Er will allerdings keine uferlose Verschuldung, darin unterscheidet sich Krugman von vielen Akteuren einer oftmals hitzig geführten Debatte. Krugman fordert, dass die Verschuldung langsamer steigen soll als die Summe aus Investitionen und Wirtschaftswachstum. So wäre gewährleistet, dass nur Zinsen gezahlt werden müssen; die Inflation würde den Schuldenstand eindämmen. Es handelt sich dabei um einen interessanten Ansatz, der durchaus seine praktische Bewandtnis hat.

 

Fazit: Interessanter Beitrag zur Debatte

Paul Krugman hat ein unterhaltsames Buch geschrieben, das die ideologische Debatte zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Strömungen weiter befeuern wird. Es richtet sich ganz klar gegen die Befürworter staatlicher Sparmaßnahmen und postuliert den seiner Ansicht nach einzig richtigen Weg aus der Krise: Die Steigerung der Nachfrage durch mehr staatliche Ausgaben.

Marco Duller


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